Geistes- und Gemütskrankheiten

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Der menschliche Geist- Psychose

Jeder Diabetiker kann mitbekommen, wie gravierend sich Geistes- und Gemütsbewegungen auf die Stoffwechsellage, bei ihm im Sinne von Schwankungen des Blutzuckers, auswirken. Umgekehrt wirkt sich der Stoffwechsel, z.B. bei Schilddrüsenerkrankungen oder im Rahmen hormoneller Schwankungen, auf die psychische Befindlichkeit stark aus. Manche werden bei Unterzuckerung zur Diva. Die psychotischen Erkrankungen sind, nach heutigem Erkenntnisstand, sehr eng mit Stoffwechselprozessen im Gehirn verknüpft.
Was macht unseren Geist, unseren Verstandaus? Was bedeutet es „verrückt“ zu sein?
Ein klassisches Zeichen einer Psychose ist die fehlende Realitätsprüfung. Das bedeutet, dass sich der oder die Betroffene im eigenen Gedankengestrüpp verlaufen hat. Und es tragischerweise nicht selber merkt. In dem Film „Beautiful Mind“ wird der Zuschauer in diese Verwirrung mit hinein genommen, in dem er zunächst nicht unterscheiden kann, welche der Figuren nur im Kopf des erkrankten mathematischen Genies vorhanden sind. Auf der Leinwand sind alle Figuren gleich. Wenn jemand sich dort richtig hinein verirrt hat, ist es kaum möglich ohne fremde Hilfe wieder auf dem Boden der Realität anzukommen.
Ein weiteres Merkmal ist der „Ich-Zerfall“. Wenn es nicht mehr möglich ist, zwischen den eigenen und fremden Gedanken zu unterscheiden, wird das Leben schwierig. Ein bisschen geht es jedem manchmal so: Wir vermeinen zu wissen, was der Nachbar von uns denkt, diese Geste der Partnerin muss etwas bestimmtes bedeuten – für mich. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass der Gesunde den Nachbarn fragen könnte, die Partnerin kann sich erklären und so die Missverständnisse ausräumen. Dies ist in der Psychose nicht möglich. Selbst an den abwegigsten Vorstellungen wird festgehalten. Oft sind nicht einmal die Körpergrenzen verlässlich spürbar. Dadurch entsteht viel Angst und es ist leicht vorstellbar, dass die gesamte Persönlichkeit davon beeinflusst wird.

Das menschliche Gemüt – Manie und endogene Depression

Hier sieht es zunächst so aus, als wären diese Erkrankungen eher ein emotionales Problem. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass auch hier die Gefühle nicht ausschlaggebend sind. Bei der endogenen Depression findet sich häufig ein Gefühl der Gefühllosigkeit, also gerade die Abwesenheit von Gefühlen, welches so niederschmetternd erlebt wird. Nichts kann einen mehr wirklich berühren. Auch in der Manie, einer Art andauernder Übererregtheit, finden sich in der Regel keine tiefen Emotionen. Bei beiden ist häufig der Schlaf gestört, die Motivation, der Antrieb und auch die Gehirnleistungen können vorübergehend beeinträchtigt sein.

Behandlung

Es kann sehr schwierig sein, aus diesen Zuständen wieder herauszukommen. Besonders unglücklich ist dabei, dass sich das Gehirn an diese Zustände gewöhnt, dass sich die mit der Erkrankung verbundenen Denkschleifen wie im Kopf einprägen, so als würde man im tiefen Sand immer wieder versuchen anzufahren, anstatt sich gleich frei zuschaufeln oder entsprechende Hilfsmittel zu benutzen. Das bedeutet für diese Art der Erkrankungen, dass es zunächst das Wichtigste ist, alles zu tun, um aus diesem Strudel heraus zu kommen. Nach meiner Erfahrung sind dafür die modernen Neuroleptika am besten geeignet. Es ist sinnvoll, sich in fachärztliche psychiatrische Behandlung zu begeben und gemeinsam mit der Ärztin das passendste Medikament zu finden. Oft hilft ein Verlassen der üblichen häuslichen Situation und es kann gut sein, ein psychiatrisches Krankenhaus aufzusuchen.
Neuroleptika, Antipressiva o.ä. sind dann der richtige medikamentöse Weg, um wieder mit beiden Beinen auf der Erde anzukommen.
Auch wenn ich in einer Sanddüne versackt bin, nützt es nichts, sich dafür selber zu beschuldigen. Es macht Sinn, die Erschöpfung, die Anstrengung und alle anderen Gefühle zu fühlen, einen schattigen, geschützten Platz zum Kraftschöpfen und sich sammeln aufzusuchen. Dann wird die Lage gepeilt und es werden die notwendigen Sofortmaßnahmen ergriffen. Es ist gut, dabei aufmerksam zu sein, denn hinterher, wenn die Gefahr vorüber ist, gilt es zu verstehen (nicht zu verurteilen!) was genau passiert ist.
Dafür können professionelle Gespräche hilfreich sein. Auch Psychoedukation, eine professionelle Aufklärung der Patienten, sollte Ihnen zur Verfügung stehen. Dabei sollen die Medikamente weiter genommen werden. Es setzt  wirkliche Bereitschaft voraus, dem Geschehenen ins Auge zu sehen.

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